G&L: Das Erbe Leo Fenders

 

Ab sofort vertreibt Algam DACH exklusiv die Gitarren und Bässe der legendären Marke G&L. Die Firma G&L hat ihren Sitz in Fullerton, California, dem Ort, an dem Leo Fender seine ersten Gitarren entwickelte und damit die Pop- und Rock-Musik für immer revolutionieren sollte. Im Jahr 1979 gründeten Leo Fender und George Fullerton die Marke G&L mit dem Ziel ihre E-Gitarren-Designs auf ein neues Level zu heben. Es ging ihnen darum die Innovationen umzusetzen, die sie aus ihrer jahrzehntelangen Erfahrung und dem Feedback zahlreicher Musiker gesammelt hatten.

Heute sind G&L-Gitarren und Bässe die erste Wahl für Künstler wie Jerry Cantrell (Alice in Chains), Tom Hammilton (Aerosmith), Peter Frampton, Elliot Easton (The Cars, Creedence Clearwater Revisted) oder The Iron Maidens. Im Rahmen der NAMM Show 2024 trafen wir David McLaren, der seit drei Dekaden das Erbe Leo Fenders verwaltet und bei G&L spannende neue Gitarren aus der DNA von Leos Konstruktionszeichnungen kreiert.


 

 G&L wurde 1980 von Leo Fender und George Fullerton gegründet und Leo arbeitete dort bis zu seinem Tod im Jahr 1991. Davor, in den Jahren 1966-1979, existierte bereits die CLF Research Factory unter der Leitung von Leo Fender. Kannst Du uns etwas über die Geschichte von CLF und G&L erzählen?

G&L-Chef David McLaren im Januar 2024

Vielen Dank, dass ihr uns hier in der CLF Research Factory in der Fender Avenue in Fullerton, California besucht. Das Gebäude, in dem wir heute die G&L-Gitarren fertigen, war zuvor die Geburtsstätte einer weiteren berühmte Gitarren- und Bass-Marke. Nach dem Verkauf von Fender an CBS im April 1965 gründete Leo die Firma CLF Research, um als Berater für CBS-Fender tätig zu sein. In den Jahren 1965 bis 1970 war er somit in beratender Tätigkeit für Fender tätig. Über die Jahre jedoch konnte sich Leo nicht mehr in der Weise in die Firma einbringen, wie es seiner Natur als Tüftler und Erfinder entsprach. So gründete er Clarence Leo Fender Research, abgekürzt CLF Research – gerade mal eine Meile entfernt von dem Ort, an dem er im Jahr 1946 die Firma Fender gegründet hatte. 1974 und 1975 wurden in der CLF Factory nur Prototypen entwickelt, zwischen 1976 und 1979 wurde hier auch tatsächlich gefertigt – damals hauptsächlich Instrumente für Music Man. In der Folge wollte Music Man die Fabrik sogar kaufen wogegen sich Leo Fender aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen streubte. So gründete Leo im Jahr 1980 seine Firma G&L, um seine neuen Kreationen unter eigener Flagge zu produzieren.

 MFD Pickups, die Saddle Lock Bridge, das Dual Fulcrum Vibrato, der Expander Switch, der Tri Tone Preamp oder die PTB-Schaltung – Leo schien seine klassischen Designs endlos zu verbessern. Kannst du uns etwas über diese (und andere) typische Innovationen erzählen, die G&L-Instrumente als die besten Leo-Fender-Designs aller Zeiten auszeichnen? 

Zum Verständnis und zur richtigen historischen Einordnung möchte ich noch sagen: Leos Ansinnen war es mit G&L seine Ideen wieder selbständig und ohne äußeren Einfluss herzustellen. Viele seiner Ideen, wie etwa die in Sachen Sustain und Stimmstabilität überragende Saddle Lock Bridge, kamen ja auch bei den ersten Music-Man-Modellen zum Einsatz, doch Leo wollte Instrumente kreieren, die ganzheitlich seiner Vision entsprachen.

 Das Dual-Fulcrum-Vibrato ist über zwei Bolzen mit dem Gitarrenkorpus verbunden und nicht mit den sechs Holzschrauben, wie beim Synchronized Tremolo des klassischen Stratocaster-Designs. Das neue Design Leo Fenders bietet ein musikalischeres und feinfühligeres Spielgefühl sowie eine deutlich höhere Stimmstabilität– vor allem im Floating-Betrieb. Die Brückenplatte ist zudem aus gehärtetem Stahl gefertigt, die auf zwei messerscharfen Bolzen mit massiven, im Korpus verankerten Messingeinsätzen sitzt. Die Bolzen werden aus kaltgewalzten Stahlblöcken gefräst und vor der Beschichtung für maximale Härte wärmebehandelt. Das alles unterscheidet das System massiv von anderen freischwebenden Vibrato-Systemen. Heutzutage haben wir das System noch weiter raffiniert – so ist etwa der Stegblock aus massivem, kaltgewalzten und CNC-gefrästem Stahl gefertigt, was noch mehr Sustain und Obertöne bietet. Es ist das beste Dual Fulcrum System aller Zeiten.

Absolut charakteristisch für G&L sind die Magnetic Field Design (MFD)-Tonabnehmer. Bei den MFD-Pickups kommen Keramik-Stabmagneten zum Einsatz, die mit höhenverstellbaren Polepieces ausgestattet sind, wodurch die Tonabnehmerstärke pro Saite eingestellt werden kann. Dies gibt dem Gitarristen oder Bassisten mehr klangliche Flexibilität als herkömmliche Single-Coil-Designs mit Alnico-Magneten, die nur eine Höhenverstellung des gesamten Tonabnehmers ermöglichen. Magnetic Field Design-Tonabnehmer bieten einen unverwechselbaren Ton, mit viel Brillianz und gleichzeitig einem seidigen und niemals aufdringlichen Höhenspektrum.

 Das Passive-Treble-and-Bass-System, abgekürzt PTB, erweitert die typische Klangregelung der Gitarre auf eine sehr praktische Weise. So können nicht nur die Höhen abgesenkt werden, sondern auch Bassfrequenzen stufenlos herunter geregelt werden, was der Gitarre einen drahtigeren und in manchen Situationen durchsetzungsfähigeren Klang beschert. Etwa bei High-Gain-Sounds bei stark aufgedrehten Fuzz- und Distortion-Pedalen lässt sich die Gitarre so wunderbar an den Sweetspot regeln. Ein weiterer Geniestreich war der Expander-Switch, der bei den Fullerton-Gitarren über einen Mini-Schalter und bei den Tribute-Gitarren über einen Push-Pull-Knopf zu aktivieren ist. Er aktiviert bei einer mit drei Single-Coils bestückten Gitarre den Halspickup zum Beispiel in Kombination mit dem Steg-Pickup und lässt somit spannende Sounds erzeugen.

Und auch an die zu Mitte der Siebziger Jahre brandneuen aktive Elektronik wagte sich Leo Fender mit smarten Ideen. Sein Tri-Tone-System bietet eine Vielzahl von Klangregelungsoptionen mit Mini-Kippschaltern für die Pickup-Auswahl, das Signal-Routing, zuschaltbarem Preamp sowie High-Spec-Potentiometer für Lautstärke, Höhen und Bass.


G&L bietet jetzt auch CLF-Modelle an. Kannst Du uns etwas über die Serie und die Modelle erzählen?

 Die Modelle der CLF-Research-Serie, wie etwa die L-2000 oder S-500, entspringen dem Geist der frühen G&L-Gitarren und den Konstruktionszeichnungen von Leo Fender. So verfügen sie über die Merkmale dieser Anfangsphase von G&L: Den alten Headstock, die alten Regler und Schalter, die George Fullerton bevorzugte, sowie die Magnetic-Field-Pickups. Die hier zum Einsatz kommenden Magnetic-Field-Humbucker wurden von meinem Bruder weiterentwickelt. Es macht uns einen Riesenspaß, diese Modelle zu bauen. Überhaupt ist es uns stets ein Anliegen in der Geschichte der CLF Research zu forschen. Schließlich ist G&L ja nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern entstammt einer längerfristigen Entwicklung. So gab es etwa die Espada, die Leo in den Jahren 1967 bis 1969, damals noch für CBS-Fender, entwickelte. Die Gitarre bestand aus einem Telecaster-Body, den Fender hier an Leo geschickt hatte und er verpasste ihr Splitcoil-Pickups mit aktiver Elektronik und ein neues Bridge-Design, das mehr Schwingungsenergie an den Korpus übertrug. Die Gitarre hätte die ganz heiße neue Fender-Gitarre für das Jahr 1970 werden sollen. Sogar im Dezember 1969 arbeitete Leo noch emsig an neuen Entwicklungsschritten – die Zeichnungen und Notizen haben wir alle noch hier. Wir sind sehr stolz sie heute, 55 Jahre nach ihrer Entwicklung, endlich auf den Markt zu bringen.

 Welchen Ansatz verfolgt Ihr heutzutage beim Bau von G&L-Gitarren? Kannst Du uns etwas über diese Maschinen erzählen mit denen Ihr hier bei G&L arbeitet?

 Wenn du dir die Werkbänke bei uns ansiehst, wirst du erkennen, dass diese genauso aussehen wie auf den alten Schwarzweiß-Fotos der Fender-Fabrik. Das liegt daran, dass Leo die Fabrik hier exakt so einrichten ließ, wie er das von Fender kannte. So beauftragte er Ronny Bears ihm genau dieselben Werkbänke zu bauen und bestellte die gleichen Fräs- und Schleifmaschinen, mit denen er vorher gearbeitet. Zum Beispiel haben wir hier eine Bandsäge, die Leo Fender im Jahr 1965 brandneu kaufte und die immer noch treu ihren Dienst verrichtet. Diese Maschinen sind so designt, dass jedes Teil ersetzt werden kann. Mit den regelmäßigen Wartungen, die wir hier vornehmen, können diese Geräte hundert Jahre lang benutzt werden – oder gar länger, wer weiß! (lacht) Nein, im Ernst, die Geräte kommen aus einer Zeit, in der in den USA einfach noch hochwertige Maschinen hergestellt wurden und ich spreche da gerne von einer American Experience, die eine jede G&L-Fullteron-Deluxe oder Custom-Shop-Gitarre bietet: Die Instrumente sind mit hochwertigen Materialien und hochwertigen Maschinen gefertigt.

 

Wir haben gesehen, dass Ihr im Custom Shop sehr aufregende Instrumente herstellt – Modell wie S-500s, Legacys oder Skyhawks ohne Pickguards, mit umgekehrten Kopfplatten, Bindings und sehr individuellen Farben. Wann haben Sie den Custom Shop ins Leben gerufen und wer ist dafür zuständig? Können Kunden hier ihre eigenen "Traumgitarren" bestellen?

 Es gibt jede Menge Optionen, aber Du kannst Dir vorstellen, dass uns Kunden auch immer wieder Die Optionen waren schon immer ein integraler Bestandteil der Produktpolitik von G&L. Den Custom Shop haben wir 2018 gestartet mit der Idee, dass wir einfach mehr Zeit und Spielraum haben, die Kundenwünsche optimal und in aller Ruhe umzusetzen. Im Prinzip kann man bei uns alles bestellen, was dem Geist von Leo Fender entspricht.

Die Fullerton- und Custom-Shop-Modelle werden in einer Gegend in Kalifornien hergestellt, die eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlt, nicht weit von der Fender Avenue. Kannst Du uns etwas über diesen Ort erzählen?

 Das Grundstück, auf dem wir uns hier befinden, wurde von Leo Fender im Jahr 1967 gekauft. Hier befinden sich zehn gleich aufgebaute Geschäftsgebäude, die an verschiedene Parteien vermietet wurden. Oder, wenn es gut laufen sollte mit CLF, könnte er die Gebäude auch komplett nutzen. Jedes dieser Gebäude ist in zehn kleine Boxen unterteilt – je vorne mit Büro vorne und einer Werkstatt im hinteren Bereich. Genauso waren auch die alten Fender-Gebäude aufgebaut. Das Gebäude in dem wir heute G&L fertigen wurde 1974 fertiggestellt.

Algam-DACH-Produktspezialist Philipp Opitz im Gespräch mit G&L-Firmenchef David McLaren

G&L bieten auch aufregende Produkte aus Übersee an, die dieselben Spezifikationen aufweisen, für die G&L so beliebt ist, und das zu einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Wie lange gibt es die Tribute-Serie und wie viele Modelle umfasst sie?

 Die Tribute-Serie haben wir im Jahr 2003 ins Leben gerufen. Wir hatten über viele Jahr bereits Kontakt mit den Betreibern der Cort/Coretek-Werke. Wie Du richtig sagst werden die Gitarren mit den selben Features wie unsere typischen G&L-Gitarren ausgestattet. Wir schicken Cort dafür die Pickups, Hardware und Elektronik, um den Gitarren den Tri-Tone-Circuit, die Passive-Treble-and Bass-Contol und dergleichen einzuhauchen. Das alles haben wir uns überlegt, um diese tollen Features auch Musikern mit kleinerem Geldbeutel verfügbar zu machen.

Wir haben einige sehr aufregende Inhalte in den sozialen Medien und auf der neu gestalteten Website gesehen. Lackierungen wie Andromeda oder Purple Burst können für junge und trendsetzende Bands sehr interessant sein. Insgesamt zeigt sich trotz aller Traditionsverbundenheit ein sehr moderner Ansatz bei G&L. Was können wir in Zukunft von G&L erwarten?

 Ich drehe in regelmäßigen Abständen Videos bei denen ich die typischen G&L-Features oder auch Modelle erkläre. Darüber hinaus veröffentlichen wir auch Videos ohne Sprache zu Modellen wie der Commanche, SB-2 oder Asat Special – hier lassen wir einfach die Musik, die Sounds und die Ästhetik der Gitarren als universelle Sprache sprechen. Über unsere Instagram-Seiten zu G&L und CLF Research möchten wir den Leuten einen weiteren Zugang in die Welt von Leo Fender bieten. Manchmal entstehen über diese Plattformen auch neue Ideen für neue Modelle. Diese Interaktion über das Internet ist für uns eine großartige Neuerung, um auf Basis von Leos Ideen neue Modelle zu generieren.

 

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